Die Frankfurter Buchmesse lockt
Die Frankfurter Buchmesse ist der alljährliche Höhepunkt für alle, die Bücher lieben und mit ihnen zu tun haben. Hier trifft sich die Buchbranche zum zweiten Stelldichein des Jahres – umfangreicher, größer, seriöser und ernsthafter als in Leipzig. Während die Leipziger Buchmesse eine Publikumsmesse ist, auf der die Begeisterung am Buch im Vordergrund steht und auch kunterbunt gekleidete Manga-Fans das Bild bestimmen, ist die Frankfurter Buchmesse der Ort, wo das knallharte Business geschieht. Als größte Buchmesse der Welt ist sie der Platz, an dem wichtige Geschäfte gemacht, Vereinbarungen getroffen und Preise verliehen werden. Wer in der Branche etwas werden will, kommt zur Buchmesse nach Frankfurt und trifft hier auf die, aus denen bereits etwas geworden ist.
Die Geschichte der Frankfurter Buchmesse
Ähnlich wie die Buchmesse in Leipzig, die jedes Jahr im Frühjahr stattfindet, blickt die Frankfurter Buchmesse auf eine sehr lange Geschichte zurück. Frankfurt und Leipzig waren beide schon im 17. und 18. Jahrhundert wichtige Städte für den Buchdruck und –handel. Wer es in der Buchbranche zu etwas bringen wollte, zog schon damals in eine der beiden Städte. Frankfurt, in unmittelbarer Nähe von Mainz, wo Johannes Gutenberg den Buchdruck erfand, war schon seit Beginn der Neuzeit Zentrum des Handschriftenhandels gewesen. Seit der technischen Revolution durch das gutenbergsche Druckverfahren entwickelte sich nun genau hier der deutsche Verlagsbuchhandel. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war die Vormachtstellung der Frankfurter Buchmesse unangefochten. Politischen und auch kulturellen Umwälzungen war es dann geschuldet, das Leipzig Frankfurt vorläufig überholte und sich zum Zentrum des deutschen Buchhandels entwickelte.
In der Zeit der Aufklärung galt die sächsische Stadt als kulturelles Zentrum und wichtigste Verlagsstadt Deutschlands. Dass die Frankfurter Buchmesse heute ihre alte Bedeutung zurückerlangt und Leipzig etwas ins Abseits gedrängt hat, hängt mit der deutschen Teilung zusammen. In der sowjetischen Besatzungszone gelegen, hatte Leipzig zwar für die DDR noch Bedeutung, doch in der Bundesrepublik erlebte die Frankfurter Buchmesse einen Aufschwung, der auch nach dem Ende der deutschen Teilung nicht wieder aufzuholen war. Heute ist die Buchmesse in Frankfurt der Treffpunkt für Verleger, Autoren, Agenten, Buchhändler, Bibliothekare, Wissenschaftler, Illustratoren, Filmproduzenten, Drucker, Übersetzer, Künstler, Antiquare, Kritiker und Online-Literaturportale (wie unseres). In einem eigenen Agentencenter findet der Handel mit Buchlizenzen und –rechten statt.
Was passiert auf der Frankfurter Buchmesse?
Außerdem werden hier mehrere Literaturpreise vergeben, darunter der Diagram-Preis, der für den ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres vergeben wird (z. B. „Unkraut in einer sich verändernden Welt“ (1999), „Leben mit verrückten Pobacken“ (2002), „Die herrenlosen Einkaufswagen im östlichen Nordamerika“ (2006), „Der Ausblick 2009-2014 für den Weltmarkt für 60-Milligramm-Verpackungen für Frischkäse“ (2008) oder „Häckelabenteuer mit Hyperbolischen Flächen“ (2009), der hoch dotierte Deutsche Buchpreis, der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben wird und das Sehnsuchtsziel vieler Autoren ist, und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Es gibt darüber hinaus zahllose Vorträge, Lesungen, Tagungen und Veranstaltungen, auf denen sich alles rund um das geschriebene Wort dreht.
Auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2015 stehen folgende Bücher:
- Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe
- Ralph Dutli: Die Liebenden von Mantua
- Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen
- Valerie Fritsch: Winters Garten
- Heinz Helle: Eigentlich müssten wir tanzen
- Gertraud Klemm: Aberland
- Steffen Kopetzky: Risiko
- Rolf Lappert: Über den Winter
- Inger-Maria Mahlke: Wie Ihr wollt
- Ulrich Peltzer: Das bessere Leben
- Peter Richter: 89/90
- Monique Schwitter: Eins im Andern
- Clemens J. Setz: Die Stunde zwischen Frau und Gitarre
- Anke Stelling: Bodentiefe Fenster
- Ilija Trojanow: Macht und Widerstand
- Vladimir Vertlib: Lucia Binar und die russische Seele
- Kai Weyand: Applaus für Bronikowski
- Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969
- Christine Wunnike: Der Fuchs und Dr. Shimamura
- Feridun Zaimoglu: Siebentürmeviertel
Auf die Shortlist haben es diese sechs Bücher geschafft:
- Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen
- Rolf Lappert: Über den Winter
- Monique Schwitter: Eins im Andern
- Inger-Maria Mahlke: Wie Ihr wollt
- Ulrich Peltzer: Das bessere Leben
- Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969
Seit 1988 gibt es jedes Jahr ein Gastland der Frankfurter Buchmesse. Ziel dieser Aktion ist es, die Kultur und Literatur eines anderen Landes vorzustellen, den Autoren ein Forum zu bieten und den Horizont der deutschen Leserschaft zu erweitern. Zwar gab es auch in den Jahren davor – als die Frankfurter Buchmesse nur alle zwei Jahre stattfand – schon Gastländer, doch seit 1988 steht die Veranstaltung immer auch unter einem Themenschwerpunkt. 1988 lautete das Motto „Wandel in Tradition“. Hier hatte das Gastland Indien ausreichend Möglichkeit, sich innerhalb dieses Rahmens zu präsentieren. Nach Island (2011) und Neuseeland (2012) war 2013 Brasilien das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Unter dem Motto „Brazil in every word“ präsentiert sich das lateinamerikanische Land, das 2014 Gastgeber für die Weltmeisterschaft sein wird, und versucht dabei, „Klischees zu überwinden“, wie der brasilianische Literaturkritiker Manuel da Costa Pinto erklärte, als er bei der Ankündigung der Buchmessepräsentation im März 2013 in Leipzig über die Planung sprach. Für viele Menschen sei Brasilien Karneval, Fußball, Armut und Gewalt. Doch auf der Frankfurter Buchmesse 2013 wollte sich Brasilien von einer anderen Seite zeigen. 70 Autoren aus allen Regionen Brasiliens reisten dafür eigenes zur Buchmesse an. Aus diesem Anlass haben wir uns Bücher aus Brasilien und Reiseführer für Brasilien genauer angeschaut.
Mit dem Gastland der Frankfurter Buchmesse um die Welt
Damit stand diese Frankfurter Buchmesse im starken Gegensatz zur Messe des vergangenen Jahres. Die Frankfurter Buchmesse 2012 war etwas ganz besonderes: Eine Buchmesse, auf der es nur sehr wenige Bücher gab – wenigstens, wenn man das Gastland des Jahres betrachtet. Die größte Buchmesse der Welt begrüßte in diesem Jahr Neuseeland als Gastland und wagte damit etwas sehr ungewöhnliches. Denn natürlich spricht man in Neuseeland Englisch und auch die meisten bekannten Schriftsteller des Landes publizieren in Englisch. Doch die eigentliche Sprache des Landes ist die Sprache der Maori, eine Sprache, für die erst vor Kurzem überhaupt eine Schreibweise entwickelt wurde, in der bislang kaum Bücher publiziert wurden, weil sie kaum jemand schreiben oder lesen kann. Das jedoch hielt die Frankfurter Buchmesse 2012 nicht davon ab, die Maori-Kultur zu feiern, die zwar karg an Buchstaben sein mag, aber dafür umso mehr Geschichten zu erzählen weiß.
Die reiche Erzählkultur der Maoris umfasst dabei so viel mehr als das, was wir in der westlichen Welt zwischen zwei Buchdeckel packen können: Schnitzereien, Textilkunst, Tätowierungen, Tanz und Malerei. All das wird deshalb auch auf der Frankfurter Buchmesse 2012 zu erleben sein. Vor allem Workshops, Ausstellungen und Filme werden Neuseeland repräsentieren. Filme und Neuseeland – das schien 2012 besonders gut zusammenzupassen, in dem Jahr, in dem Peter Jacksons „Der Hobbit“ ins Kino kam. Zwar ist nicht anzunehmen, dass J.R.R. Tolkien beim Schreiben seines Werkes über Mittelerde und die Geschichte des einen Ringes an Neuseeland dachte, doch mit der Wahl Neuseelands als Kulisse für die Geschichte bewies Peter Jackson genau den richtigen Riecher. Und so ist es auch kein Wunder, dass „Der kleine Hobbit“ – gemeinsam mit den anderen Mittelerde-Romanen von J.R.R. Tolkien eine wichtige Rolle auf der Frankfurter Buchmesse 2012 spielte.
2014 war das kühle Finnland das Gastland der Frankfurter Buchmesse. Stärker könnte der Kontrast zum brodelnden Brasilien kaum sein. Einmal mehr sollte uns die Messe überraschen und zeigen, dass der hohe Norden mehr zu bieten hat als skandinavische Krimis. Am Ende der Frankfurter Buchmesse 2014 ging der Staffelstab an Indonesien, das Gastland 2015. Während man von finnischer Literatur wenigstens ein ungefähres Bild vor Augen hat, ist dem deutschen Leser die indonesische Literatur noch weitgehend unbekannt. Auf literaturtipps.de informieren wir über den reichen Fundus der Literatur Indonesiens.
Die Frankfurter Buchmesse vom 14. - 18. Oktober 2015 hatte als Gastland Indonesien. Unter dem Motto "Die 17.000 Inseln der Imagination" führte die Messe in die für die meisten von uns noch unbekannte Welt der indonesischen Literatur ein. Lesen Sie hier mehr über Indonesiens Literatur, das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2015 und stöbern Sie durch unsere Buchtipps aus bzw. über Indonesien:
- Alle Farben Rot
- Der Träumer
- Erdentanz: Roman aus Bali
- Hochzeit der Messer: Gesammelte Gedichte
- Pulang (Heimkehr nach Jakarta)
- Schreib ja nicht, dass wir Terroristen sind!
- Tigermann
Wenn Sie sich für Indonesien als Reiseziel interessieren, empfehlen wir folgende Reiseführer:
Literaturtipp der Woche
Als der junge Daniel von seinem Vater zum „Friedhof der vergessenen Bücher“ mitgenommen wird, hat er keine Ahnung, dass dieser...
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Indonesien ist das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2015. Für uns Grund genug, uns Indonesiens Literatur genauer anzusehen. Dabei haben wir viel Spannendes und Wissenswertes erfahren, was wir hier gerne mit Ihnen teilen möchten.