Alpenkrimis – Mord vor idyllischer Kulisse
Schon der Begriff Alpenkrimi schein einen Widerspruch in sich zu sein: Es gibt wohl kaum eine andere Region, die als ähnlich idyllisch empfunden wird, wie die Alpen. Sie sind der Inbegriff von Ruhe und Frieden und erscheinen uns mit ihren schneebedeckten Gipfeln, ruhigen Bergseen, blühenden Almwiesen und glücklich läutenden Kuhglocken als heile Welt. Die Bewohner der Alpen sind als gastfreundliche, herzliche Menschen bekannt und führen – in der Vorstellung der Städter – ein rundherum zufriedenes Leben in Dirndl und Lederhose. Im Alpenkrimi ist es jedoch genau diese Kulisse, die plötzlich von einem Mord erschüttert wird.
Krasser könnte ein Gegensatz kaum sein! Scheint es in den Bergen keinen Platz für Polizeisirenen à la CSI Miami zu geben und passieren Morde in unserer Vorstellung sonst eher in dunklen Gassen, in denen Rauch aufsteigt und niemand die Schreie der Opfer hört, beweisen uns Alpenkrimis, dass sich auch in den idyllischen Bergen zuweilen unerwartet menschliche Abgründe auftun. Der Schreck kommt für die Figuren unvermittelt – wenn auch nicht für den Leser, der diesen Moment oft kaum erwarten kann. Und genau das macht das Grauen dieser Romane aus. Niemals rechnet man damit, dass sich in friedlichen Bergdörfern jemand herumtreiben könnte, der anderen Böses will, der Blut an den Fingern und ein dunkles Geheimnis hat. Es ist genau dieser Kontrast zwischen landschaftlicher Idylle und der Brutalität eines Mordes, der den besonderen Charme des Alpenkrimis ausmacht.
In Alpenkrimis gibt es auch mal was zu lachen
Krimifreunden bieten die Alpenkrimis eine willkommene Abwechslung, stellen sie doch eine Art Lichtblick zwischen den düster besetzten und inszenierten Krimis aus Skandinavien dar, deren Prototyp die Schwedenkrimis von Henning Mankell sind. Sind es hier vor allem gescheiterte, tragische Figuren, die sich durch den Sumpf der Großstadt quälen, abgeklärt und desillusioniert auf das Leben blicken und ihren Frust in Alkohol und belanglosen Affären ersticken, bietet der Alpenkrimi ein Bild, in dem es noch immer Platz für Idylle, fröhliche Geselligkeit, Humor, unberührte Natur und das Gefühl von Heimat gibt. Schon ein Blick auf die Cover-Gestaltung reicht hier aus, um zu erkennen, dass es sich bei Alpenkrimis nicht um typische Vertreter des Krimi-Genres handelt. So zeigt das Cover von Jörg Maurers Roman „Hochsaison“ beispielsweise eine fröhliche muhende Kuh, die zwischen blauen Fensterläden und einem blühenden Balkonkasten aus einem Fenster blickt. Auf dem Cover von Maurers Krimi „Oberwasser“ schwimmt ein ängstlich dreinblickendes Eichhörnchen auf einem bayerischen Hut über einen Bergsee und das Cover von Fredrika Gers Roman „Die Holzhammer-Methode“ zeigt ein Murmeltier, das Maskottchen von Zermatt, auf einem Teller mit Petersiliengarnitur.
Humor ist ein weiteres wichtiges Genre-Merkmal der Alpenkrimis. In den meisten anderen Krimis gibt es vielleicht gerade einmal für sarkastische Bemerkungen, ironische Kommentare und bissige Satire Platz. Doch Alpenkrimis nehmen das Leben nicht ganz so ernst. Natürlich ist ein Mord auch hier kein Grund zum Feiern, doch man geht in den Alpen mit einer Besonnenheit ans Werk, die Großstädtern wohl immer fremd erscheinen wird. Heiter, gelassen, gesellig und gemütlich präsentieren sich die Figuren in Alpenkrimis – ohne dabei jedoch den Sinn für die Wirklichkeit zu verlieren. Bei aller Geselligkeit gilt natürlich auch hier der Grundsatz „ohne Fleiß, keinen Preis“. Doch ist die Arbeit erst einmal getan, kann man sich auf ein zünftiges Mal und einen Umtrunk in großer Runde freuen. In Alpenkrimis gehört diese urbayerische, österreichische und schweizerische Lebensart einfach dazu. Da darf man auch lachen und sich amüsieren. Anders lassen sich die Romane von Jörg Maurer zum Beispiel gar nicht lesen. Der Kabarettist hat bereits mehrere urkomische Alpenkrimis verfasst und mit seinem Kommissar Jennerwein eine Figur geschaffen, wie sie sehr charakteristisch für das Genre ist. Situationskomik und Wortwitz, gepaart mit Untertönen von Zynismus, liebenswerten Figuren und viel Lokalkolorit – Schmalznudeln, Ratschkatln und Höllentalklamm – machen den ganz besonderen Charme der Alpenkrimis von Jörg Maurer aus.
Alpenkrimis auch mal ganz anders
Doch obwohl Maurer so etwas wie der König des Alpenkrimis ist, ist Kommissar Jennerwein bei Weitem nicht der Einzige, der Mordfälle in Alpendörfern aufklären muss. Willibald Spatz beispielsweise hat in „Alpendöner“ und „Alpenlust“ mit dem charismatischen Birne ebenfalls eine Figur geschaffen, der man gerne in die menschlichen Abgründe der Alpen folgt. Der Jungpolizist auf Verbrecherjagd im Allgäu sorgt beim Leser immer wieder für Gelächter, kann aber – wenn es sein muss – auch hart durchgreifen. Es gibt natürlich unabhängig davon auch immer wieder Romane, die sich nicht an Genre-Konventionen halten wollen. Alpenkrimis können nämlich manchmal auch bitterernst sein. Claudia Rossbachers Krimi „Steirerblut“ ist ein gutes Beispiel dafür. Weder im Tempo noch in der Dramatik der Fälle stehen Rossbachers Romane aus der Alpenregion den großen Schwedenkrimis in etwas nach. Natürlich macht sich aus diese Autorin die Alpenkulisse für ihre Geschichten zu Nutze und der Leser spürt, dass sie sich dieser Region tief verbunden fühlt. Doch mit urschweizerischer Gemütlichkeit haben diese Alpen-Krimis nichts zu tun. Ähnliches gilt auch für „Das finstere Tal“ von Thomas Willmann. Zu lachen gibt es in diesem mystisch angehauchten Roman, der eine gelungene Mischung aus „Heimatroman, Krimi und Western“ (Elle) ist, nur wenig. Doch die Spannung, die Willmann in dieser bedrückend klaustrophobischen Atmosphäre erzeugt, macht das spielend leicht wieder wett.
Bestellen Sie hier unsere ausgewählten Alpenkrimis:
Alpenkrimis von Jörg Maurer mit Hubertus Jennerwein
- Föhnlage: Alpenkrimi
- Unterholz: Alpenkrimi
- Oberwasser: Alpenkrimi
- Niedertracht: Alpenkrimi
- Hochsaison: Alpenkrimi
- Felsenfest: Alpenkrimi
- Der Tod greift nicht daneben
Alpenkrimis von Fredrika Gers
- Die Holzhammer-Methode: Ein Alpen-Krimi
- Gut getroffen. Holzhammer ermittelt: Ein Alpen-Krimi
- Teufelshorn: Holzhammer ermittelt
Alpenkrimis von Michael Kobr und Volker Klüpfel mit Kommissar Kluftinger
- Milchgeld. Kommissar Kluftingers erster Fall
- Erntedank. Kommissar Kluftingers zweiter Fall
- Seegrund. Kommissar Kluftingers dritter Fall
- Laienspiel. Kommissar Kluftingers vierter Fall
- Rauhnacht. Kommissar Kluftingers fünfter Fall
- Schutzpatron. Kommissar Kluftingers sechster Fall
- Herzblut. Kommissar Kluftingers siebter Fall
- Grimmbart. Kommissar Kluftingers achter Fall
Alpenkrimis von Nicola Förg mit den Garmischer Kommissarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl
- Tod auf der Piste: Ein Alpen-Krimi
- Mord im Bergwald: Ein Alpen-Krimi
- Hüttengaudi: Ein Alpen-Krimi
- Mordsviecher: Ein Alpen-Krimi
- Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi
- Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi
Alpenkrimis von Herbert Dutzler - die Altaussee-Krimis
- Letzte Bootsfahrt. Ein Altaussee-Krimi
- Letzter Kirtag. Ein Altaussee-Krimi
- Letzter Saibling: Ein Altaussee-Krimi
Alpenkrimis von Rita Falk mit dem Dorfpolizisten Franz Eberhofer
- Winterkartoffelknödel
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- Grießnockerlaffäre
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