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Erich Fromm

Erich Fromm begründete die humanistische Psychoanalyse. © Liss Goldring / Literary Fromm EstateErich Fromm (1900 – 1980) ist der Begründer der humanistischen Psychoanalyse und der analytischen Sozialpsychologie, die eine bedeutende Weiterentwicklung der Psychoanalyse nach Sigmund Freud darstellt. Im humanistischen Sozialismus stellt Fromm ihr die marxistische Theorie gegenüber. Für Freud spielten das Unbewusste, die biologischen Triebe und Repressionen eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Menschen und seine Handlungen. Karl Marx zeigte hingegen die Abhängigkeit von der Gesellschaft und speziell vom jeweiligen Wirtschaftssystem auf. Der Brückenschlag zwischen diesen beiden Ansätzen gelang Fromm durch den Gedanken der Freiheit. Sie ist für ihn das zentrale Kriterium der menschlichen Natur. Für Erich Fromm besteht die Freiheit darin, den Eltern weder beweisen zu müssen, dass sie etwas falsch, noch dass sie etwas richtig gemacht haben. Wahre Freiheit ist dann erreicht, wenn man von sich sagen kann: „Hier bin ich und dort sind die Eltern“ - und wenn man sich gegenseitig zu mögen beginnt. Obwohl seine Arbeit nicht weniger wichtig ist als die des großen Psychoanalytikers Sigmund Freud erfuhr Erich Fromm nie die gleiche Wertschätzung. Nichtsdestotrotz war er einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts und seine Werke – allen voran „Die Kunst des Lebens“ und „Haben oder Sein“ – haben bis heute nichts an Relevanz verloren. Als eine seiner großen Leistungen ist es zu betrachten, dass er als Vordenker und Visionär in der Lage war, die Entwicklung der Gesellschaft so genau vorherzusagen, dass wir uns heute regelrecht von ihm ertappt fühlen. Schon vor 40 Jahren hielt er den Menschen heute so den Spiegel vor.

Erich Fromm stand in der Tradition der Frankfurter Schule (u.a. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno), die in ihrer ideologiekritischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und historischen Bedingungen der Theoriebildung Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen übte. Für Fromms Forschungsarbeit spielten vor allem die sozialen und kulturellen Einflüsse auf die existentielle Situation des Menschen eine Rolle. Zentrale Themen seiner Arbeit waren deshalb Angst, Erkenntnis, Gesellschaft, Gewalt, Gewissen, Gut und Böse, Haben und Sein, Leben, Liebe, Macht und Narzissmus. Fromm ging davon aus, dass ein Mangel an Selbst tiefe Angst erzeuge und dass die Angst, zum Außenseiter zu werden, größer sei als die Angst vor dem Tod. Furchtlosigkeit sei demnach nur in Menschen zu finden, die „voll entwickelt“ seien, die in sich ruhten und das Leben liebten. Interessant sind überhaupt Fromms Gedanken zur Liebe: „Ausschließliche Liebe zu einer bestimmten Person ist ein Widerspruch in sich selbst“, sagt Erich Fromm und meint damit, dass Liebe in jedem Menschen selbst entsteht und nicht durch eine andere Person von außen erzeugt wird. Wahre Liebe erstrecke sich deshalb – in unterschiedlichen Formen – auf verschiedene Menschen. Gemeint ist natürlich auch die Liebe zu Freunden und zur Familie. Liebe, die nur einen einzigen Menschen ein- und alle anderen ausschließt, ist für Erich Fromm nichts als erweiterter Egoismus. Eine symbiotische Verbindung, in der aus zwei Menschen die von Platon beschriebenen Kugelmenschen werden (für immer zu Einem verschmolzen), verhindert nach Ansicht von Erich Fromm die wahre Liebe, die nur im Getrenntsein existieren kann. Integrität und Individualität sind für ihn die Nahrung der Liebe. „Liebe ist Erkennen; aber eben weil sie Erkennen ist, ist sie auch Respekt vor dem Anderen“, sagt Erich Fromm.

All diese Gedanken – über das Wesen der Liebe, über Haben und Sein, über Gewalt, Leben und Tod, hat Erich Fromm in seinem Buch „Die Kraft der Liebe“ zusammengetragen, das als Grundlagenwerk der humanistischen Psychoanalyse gilt. Lesen Sie von Erich Fromm außerdem:


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