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Christoffer Carlsson

Den Namen Christoffer Carlsson sollte man sich merken. © Anna-Lena AhlströmChristoffer Carlsson (Jahrgang 1986) gilt als der neue Stern am Himmel der Schwedenkrimis, als direkter Erbe von Stieg Larsson, dessen Millennium-Trilogie zehn Jahre zuvor das Genre erschüttert hatte. Etwas Ähnliches ist nun Carlsson mit seinem Deutschland-Debüt „Der Turm der toten Seelen“ gelungen. Gar kein einfaches Unterfangen, wenn man sich überlegt, wie gesättigt der Markt der Schwedenkrimis eigentlich ist und dass der skandinavische Krimi bereits mit vielen Top-Autoren besetzt ist. Doch Christoffer Carlsson ist anders. Nicht nur ist er deutlich jünger als der durchschnittliche Schwedenkrimi-Autor (als sein Debüt 2015 in Deutschland erschien war er 29 Jahre alt und zu diesem Zeitpunkt lagen in Schweden bereits vier hoch gelobte und sehr erfolgreiche Thriller des Autors vor), er hat auch eine subtile Art zu erzählen, die ihn von seinen Kollegen deutlich abhebt.

Die Krimis von Christoffer Carlsson zeichnen sich eher durch dramaturgische Präzision und psychologische Tiefe aus als durch schnelle Effekthascherei. Spannung um jeden Preis ist seine Sache nicht. Ihm geht es um mehr: Er will die seelischen Abgründe seiner Figuren ergründen und gibt sich nicht mit dem klassischen „Whosdunit“ und dem simplen „Gut-gegen-Böse“-Schema zufrieden. Bei Christoffer Carlsson hat jede Medaille zwei Seiten und die Grenzen zwischen Gut und Böse sind fließend; auf Aktion folgt Reaktion, aus Opfern werden Täter – und umgekehrt. Er habe sich immer „zu den Dingen hingezogen gefühlt, die uns menschlich machen“, erklärte Carlsson der dpa. „Liebe, Freundschaft, Verrat, Lügen, Sex.“ Von all diesen Dingen gibt es ein bisschen was in „Der Turm der toten Seelen“. Dieser Wunsch, tiefer in die Psyche seiner Figuren vorzudringen, mag vielleicht etwas mit dem persönlichen Hintergrund des Autors zu tun haben. Carlsson studierte nämlich Kriminologie und weiß, dass die Polizei nur recht „selten mit „Wer war es?“-Fällen zu tun - sondern mehr mit solchen wie in meinem Buch.“ Sein Studium schloss Carlsson übrigens wie nebenbei mit einer Promotion ab. Als wäre es gar nichts, international erfolgreiche Krimis und Psychothriller zu schreiben und nebenbei eine wissenschaftliche Arbeit abzuliefern. Doch Christoffer Carlsson scheint ein junger Mann mit vielen Talenten zu sein.

Die deutsche Literaturkritik jedenfalls liebt den jungen Schweden, der im Alter von 11 Jahren seinen ersten Wallander-Krimi geschenkt bekam und seitdem davon träumt, selbst solche Bücher zu schreiben. „Dieses Buch macht süchtig. Schon auf den ersten Seiten lässt man sich in den Strudel der Ereignisse ziehen. […]Christoffer Carlsson hat sich eine grandios komponierte Geschichte erdacht, in der alles mit allem zusammenhängt. Er erzählt sie spannend und gleichzeitig berührend und mit großer Ruhe“, schrieb WDR2 über den ersten Band der neuen Reihe um den Stockholmer Polizisten Leo Junker. Junker ist 33 Jahre alt (und damit etwa halb so alt wie das übliche Krimi-Personal aus Schweden) und derzeit vom Dienst suspendiert, als wir ihn in „Der Turm der toten Seelen“ kennenlernen. Der Grund dafür ist einfach: Er hat versehentlich einen Kollegen erschossen. Dass Junker nun sehr mit sich und seinen Schuldgefühlen zu kämpfen hat, ist klar. Auch gibt es in seiner Vergangenheit – wie in jedem guten Schwedenkrimi – noch die eine oder andere sprichwörtliche Leiche und Junker ist ein wandelndes Wrack. Als aber ein Mord in seinem Wohnhaus geschieht, kann er nicht wegsehen und beginnt im Verborgenen zu ermitteln. Denn vieles an der Tat kommt dem jungen Polizisten erschreckend bekannt vor. Dass man dem Täter als Leser recht schnell auf die Spur kommt, ist für den jungen Autor nicht dramatisch: „Kann sein, dass es am Ende keine überraschende Wendung gibt, kann sein, dass man herausfindet, wer der Bösewicht ist - aber das ist egal.“ Viel wichtiger ist ihm ohnehin, was dazwischen passiert und wie sich Zweifel und Angst ihren Weg in die Geschichte bahnen.

Der zweite Band der Krimi-Reihe von Christoffer Carlsson "Schmutziger Schnee" ist im Januar 2016 erschienen. Mit dem dritten Band soll die Reihe dann ihren Abschluss finden.

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