Norbert Blüm
Nobert Blüm (Jahrgang 1935), der während der gesamten Amtszeit von Bundeskanzler Helmut Kohl als Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung dem Kabinett angehörte, galt lange Zeit als das soziale Gewissen der CDU und wurde dafür nicht selten als „Herz-Jesu-Marxist“ belächelt. Während seiner gesamten Amtszeit orientierte sich Norbert Blüm, der, nach Jahren als Werkzeugmacher bei der Adam Opel AG in Rüsselsheim, Philosophie, Germanistik, Geschichte und Theologie studiert hat, an der Christlichen Soziallehre. Eine zentrale Frage der Sozialethik ist: „Sind gegebene institutionelle Gebilde gerecht?“ – eine Frage, die Norbert Blüm schon während seiner Amtszeit, aber auch weit darüber hinaus beschäftigte. Für ihn war es wichtig, das Privateigentum zu verteidigen, ohne dabei soziale Bindungen zu vergessen. „Individuelle mit sozialen Rechten und Pflichten“ zu verbinden, verstand er als seine Aufgabe.
Ende der 1990er Jahre musste Norbert Blüm dann feststellen, dass die Partei, der er seit 1950 angehörte, die CDU, diese Grundprinzipien nicht mehr trug und dass er seinerseits nicht mehr bereit war, diesen Kurswechsel zu vertreten, in dem der soziale Aspekt vollends fehlte. Blüm zog sich aus der aktiven Politik zurück und widmet sich heute vorrangig Themen, die ihm am Herzen liegen. Dazu gehört neben seinem Engagement gegen Kinderarbeit in der Natursteinbranche, der Unterstützung der Kindernothilfe-Stiftung und seinen Vermittlungsbemühungen im Nahostkonflikt, auch weiterhin die Sozialethik, wie sein Buch „Einspruch! Wider die Willkür an deutschen Gerichten“ beweist. Wieder fragte sich Norbert Blüm: „Sind gegebene institutionelle Gebilde gerecht?“ In seinem Buch beantwortet er diese Frage mit einem deutlichen Nein. Er stellte fest, dass vor Familiengerichten gelogen wird, dass sich die Balken biegen – ohne dass sich irgendwer für die Wahrheit interessiert. Weder Richter noch Anwälte interessieren sich für die wirklichen Zustände, überall geht es nur um Geld, nicht aber um das Wohl der Menschen. Blüms Fazit: Die „kleinen Leute“ haben nicht den Funken einer Chance, ihr Recht zu bekommen.
Als Vertreter der christlichen Soziallehre kann Norbert Blüm solche Verhältnisse natürlich nicht akzeptieren. In seinem Buch, das er „eine Polemik“ nennt, äußert er nicht nur seine Bestürzung und Empörung über die Zustände an deutschen (Familien-)Gerichten, sondern versucht auch, dem Recht wieder zu seinem Recht zu verhelfen. Dabei gibt Norbert Blüm schon im Vorwort ganz offen zu: „Vom Recht verstehe ich wenig bis nichts.“ Dass ihn das nicht daran hindert, sich „unter Berufung auf Goethe, als ein "Dilettant" in die Lüfte des Unverstandenen wie weiland der fliegende Robert im Struwwelpeter“ (ZEIT) zu erheben, ist jedem klar, der Blüms Laufbahn verfolgt hat – und des Ziels wegen auch gutzuheißen. Ihm geht es nicht um advokatische Winkelzüge, um Fallstricke des Rechts, sondern ganz einfach um Gerechtigkeit im Sinne des einfachen Mannes, der er noch immer ist und den er auch noch immer überzeugend spielt. Man muss kein Experte sein, um mit offenen Augen und gesunder Neugier an Gerichte zu gehen und festzustellen, dass das deutsche Rechtssystem in den Händen „einer faulen, selbstgefälligen, menschenfeindlichen Bande von Ignoranten [ist], die sich Rechtsanwälte, Staatsanwälte und Richter nennen, diese Bezeichnungen aber nicht verdienen.“ (ZEIT) Zwar wirkt das Buch an einigen Stellen wie eine wüste Beschimpfungsorgie, doch Norbert Blüm kämpft mit dem Mut der Gerechten. Auch mal dilettantisch und ohne rechte Sachkenntnis, aber dass seine Vorwürfe nicht aus der Luft gegriffen sind, dürfte jedem schnell klar sein.
Norbert Blüm hat übrigens noch weitere Bücher, darunter auch mehrere Kinderbücher veröffentlicht.
Unsere Buchtipps – Diese Bücher von Norbert Blüm empfehlen wir Ihnen:
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